2.1 Modell zur Organisationsdynamik
der gefühlsbezogenen Komponente
Zu einem bewußten Erfahrungsvollzug wie er durch die gefühlsbezogene
Komponente zu erfassen ist gehört immer das Gefühl, daß da ein Ich ist, welches diese
Erfahrung erlebt. Oft wird das Ich in Form einer stabilen Identität empfunden,
einem geistigen Kern, der unabhängig von körperlichen Wandlungsprozessen zu
bestehen scheint. Aber häufig wird dieses Idealbild der Identität durch Erfahrungen, die
nicht recht dazu passen wollen, gestört; sei es durch die Unfähigkeit, körperlichen
Gelüsten wie Heißhunger oder Bequemlichkeit zu widerstehen, im Umgang mit anderen
Menschen Diskrepanzen zum eigenen Selbstbild zu spüren oder in Hinsicht auf die
Welt sehnsüchtig nach etwas Unbekanntem, was die eignene Identität erweitern
könnte, zu suchen. Die Ich-Identität ist daher nicht als eine die Behausung des Körpers
nutzende geistigen Wesenheit zu verstehen oder als selbstverständlich in dieser
Weise beschaffener Bestandteil jedes Menschen, sondern als ein modellhaftes Idealbild,
das Menschen in Wechselwirkung mit allen an der Erfahrung beteiligten
Komponenten erzeugen. Das Modell des Ichs kann daher sehr unterschiedlich ausfallen und
muß nicht wie in individualistisch ausgerichtete Kulturen verbreitet mit der
Vorstellung einer Ich-Identität verbunden sein. Verschiedene Modelle des Ichs sind
theoretisch konzipierbar. So unterschied Freud das bewußte »Ich« von dem unbewußten »Es«
und dem an sozialen Normen ausgerichteten »Über-Ich« (vgl. Kapitel 3.1.3).
Jean-Paul Sartre (19051980) betonte die Bezogenheit des Ichs auf ein Du.
Zur Kennzeichnung der Modellhaftigkeit des Ichs und im Unterschied zur
Vorstellung einer Ich-Identität wird in der Psychologie der Begriff »Selbstkonzept«
verwendet. Die gefühlsbezogene Komponente von Erfahrung erschließt sich durch bewußtes
Fühlen. Dieses ist in Anbetracht des Untersuchungsziels, differenzierte Kriterien für
Design bezüglich der ästhetischen Erfahrung und einer positiven Lebensqualität
auszuarbeiten, nicht abstrakt als Bewußtsein zu analysieren, sondern mittels dem Modell
eines mehrdimensionalen Selbstkonzepts (vgl. Abbildung 4) detailliert zu entfalten.
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