[4.3.2.2]
Beispiel für das distinktive Potential von Design
Das distinktive Potential von Design kann durch Rangabzeichen oder einen Titel, der
die Leistungsfähigkeit seines Trägers repräsentiert, konkretisiert sein. Bereits
Niccolò Machiavelli (14691527) empfahl einem politischen Führer seine Berater durch die Verteilung
von Titeln zu belohnen und dadurch an sich zu binden. Doch hinsichtlich der Mitwirkung an
einer hierarchischen Struktur geht es nicht nur um Repräsentation, sondern auch um die
tatkräftige Einlösung der Leistungsfähigkeit. Diese wird durch Prüfungen oder in Firmen durch
Erhöhung der Zielvorgaben wie Umsatzsteigerung oder Verkürzung der
Entwicklungszeiten usw., immer aus Neue eingefordert. In hierarchisch strukturierten Organisationen ist die
Verteilung von Belobigungen, sei es in Form einer Urkunde, einer Erwähnung in der
Hauszeitung oder durch die Übertragung von Vorrechten wie einem besonderen Parkplatz ein
wichtiges internes Führungsmittel, das dem distinktiven Potential von Design zugehört.
Allerdings enthält die Gestaltung des distinktiven Potentials von Design hinsichtlich
dem Kriterium der Leistungsfähigkeit einigen Spielraum, denn die Anforderungen können
durchschaubar oder undurchsichtig, schwer oder einfach erfüllbar sein. Oft ist es weniger
wichtig innerhalb dem hierarchisch strukturierten System die Leistungsfähigkeit eines
Beteiligten zu überprüfen, als vielmehr nach außen hin zu demonstrieren, welch schwere
Anforderungen für die Mitwirkung an dem System zu erfüllen sind, um dessen besondere Stellung
sowie die der Beteiligten in Relation zu anderen sozialen Systemen zu sichern. So dient die
Verwendung von Latein im Medizinsektor teilweise dazu, gegenüber den meist dieser
Sprache unkundigen Patienten, die tatsächlichen Wissensanforderungen der Ärzte zu
verschleiern und zu überhöhen. Ebenso verwenden Betriebswirtschaftler, Marketing- und
Unternehmensberater zunehmend Anglizismen, um Kunden zu beeindrucken. Hier wird
Sprachdesign betrieben um ein distinktives Potential auszudrücken.
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