[5.3.1.2]
Beispiel für das innovative Potential von Design
Rüdiger Lutz entwarf als Forschungsarbeit, deren Ergebnisse in dem Buch »Die
sanfte Wende« (Lutz, 1987) nachzulesen sind, aufgrund der Analyse von im sozialen
Zusammenleben einflußreichen Entwicklungsströmungen mittels Simulationsmodellen mehrere
unterschiedliche Zukunftsszenarien, Hypothesen für das Design der Zukunft. Damit brachte
er eine fachliche Diskussion über die Wünschbarkeit, Korrigierbarkeit und Umsetzbarkeit
dieser Szenarien in Gang.
Museen präsentieren Design meist in Form von schönen Gegenständen und tragen
dadurch dazu bei, daß Laien unter Design häufig nur eine für die visuelle Wahrnehmung
geschönte, formalistische Ästhetik verstehen. Der über die Optik hinausgehende, in dem
Designprodukt zu berücksichtigende, alle Sinne einbeziehende ästhetische
Gebrauchsprozeß ist genauso ausgeblendet wie der innovative Ansatz von dem der Designer ausging und
der Status von Vorläufigkeit und Eingebundenheit dieser Lösung in einen experimentellen
Arbeitsprozeß, aus dem weitere Lösungen folgen können. Gegenüber dieser starren
Präsentationsform könnten Simulationen einen umfassenderen, lebensnaheren Eindruck von
Entwurfsprozessen und -konzepten vermitteln, Alternativen zeigen und die Besucher auffordern,
mithilfe einfacher Programme selbst korrigierend mitzuwirken. Das Designmuseum in
London versucht dies zumindest ansatzweise, indem jeder Besucher Gelegenheit hat, den
Design- und Entwicklungsprozeß am Beispiel einer Zahnbürste mit einem komplexen,
interaktiven Simulationsprogramms selbst zu vollziehen.
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