[5.3.3.3]
Beispiel für das adaptive Potential von Design
Die Fähigkeit zum lockeren, Grenzen austestenden, akztentuierenden Variieren
von bestimmten organischen Logiken macht einen großen Teil der ästhetischen Erfahrung
und der Lebensqualität aus. Aktive Menschen halten selten nur an einem im Organismus
verkörperten Wissensschema fest, sie spielen damit, korrigieren es, entwickeln alternative
Varianten und regen dadurch auch andere Menschen zu flexiblerem, das Kriterium der
Variabilität positiv erfahrbar machendem Verhalten an. Geübte Schauspieler faszinieren,
indem sie verschiedenste Persönlichkeiten verkörpern können. Die Fotokünstlerin
Cindy Sherman scheint für jedes Foto in die Lebensgeschichte eines anderen fiktiven Menschen zu
schlüpfen. Der Musiker Justus Frantz spielt auf dem Klavier ein Potpourri von
ineinanderfließenden Melodien verschiedenster Musikstile. Der bekannte Fälscher
Konrad Kujau zeichnet oder malt spontan im Stil unterschiedlichster Künstler. Routinierte Zehnkämpfer stellen ihre
Motorik schnell auf die jeweilige Sportart ein. Erfahrene Tänzer beherrschen klassische, moderne
und freie Tanzstile. Geübte Schachspieler haben tausende von Zugfolgen parat und können
diese zudem variieren. Solche Menschen entwickeln durch die ständige Ausübung der
Interaktion mit den durch die organische Logik bestimmten Medien die Fähigkeit, ihre
Medien-Schemata und ästhetischen Lebensmuster zu variieren, ohne einer völligen Beliebigkeit zu
verfallen und ohne ihre Ressourcen in unproduktiven, Machtschemata festigenden,
zwischenmenschlichen Kleinkriegen zu verschwenden.
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