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6.3.4 Strategien zum Hauptprozeß der medialen Limitation von Erfahrung

Unter den bedingenden Komponenten ästhetischer Erfahrung legt die mediale Komponente die härtesten Bedingungen fest. Ihr Haupteinfluß innerhalb dem Zusammenwirken aller Komponenten wird deshalb als Limitation (vgl. Kapitel 5.1.3) gekennzeichnet. Der Körper als Medium begrenzt die mögliche gefühlsbezogene Evaluation und subliminale Akkumulation von Erfahrung. Die Vorstellung, frei wie ein Vogel fliegen zu können, ist von Menschen auf dierektem Weg, das heißt ohne die Zwischenschaltung weiterer Medien, nicht konkretisierbar. Die soziale Erfahrungssselektion wird von den Medien dadurch begrenzt, weil sie auf Medien angewiesen ist. Medien erleichten die zwischenmenschliche Kommunikation durch Überbrückung von Entfernungen und engen sie gleichzeitig auf technisch übertragbare Anteile ein. Zudem dienen Medien der Erfahrungsselektion in der Funktion als Träger- oder Speichermediem. Nur in Form von Büchern, Bauwerken oder technischen Anlagen wird die soziale Erfahrungsselektion konkret und kann längerfristig, generationenübergreifend, auf die umfassendere Erfahrungskreation wirken. Mit Referenz der antizipierenden Komponente auf den Prozeß der Limitation ist zu prüfen, wie weit diese Limitation greift, wie mit ihr umzugehen ist, ob sie zu akzeptieren ist oder nicht und ob ihr Einfluß auf die ästhetische Erfahrung positiv oder negativ zu bewerten ist. Klarzustellen ist in diesem Zusammenhang, daß die Gesamtuntersuchung davon ausgeht, daß die menschliche Wahrnehmung und damit die ästhetische Erfahrung sich in der Interaktion mit Medien diesen zwar anpaßt, jedoch keinesfalls zwangsläufig als von den Medien zunehmend beherrscht verstanden werden muß. Die technischen Bedingungen, welche die Medien vorgeben sind für deren Einfluß auf die Erfahrung nicht allein entscheidend. Ebenso bedeutsam ist das Medien-Schema, das die Erwartungen an den Umgang mit einem Medium repräsentiert. Verschiedene Personen können zum gleichen Medium unterschiedliche Medien-Schemata entwickeln. Dadurch stehen zunehmend mehr Medien und noch mehr Medien-Schemata für Interaktionen zur Auswahl. Doch ihre Entfaltung hängt vom Verhalten der Menschen, welche diese Medien herstellen und nutzen, ab. Menschen sind keiner Eigendynamik der Medien ausgeliefert, sondern haben Einflußmöglichkeiten. Zwei alternative Richtungen zur Einflußnahme werden im folgenden reflektiert. Soll der Prozeß der Limitation im Sinne der resonanten Option durch die interpretative Perspektivität von Design beeinflußt werden, so kann dies durch die Strategie der Einfügung geschehen. Gibt dagegen die initiative Option die Richtung der Beeinflussung der medialen Limitation vor, so ist die Strategie der Öffnung für eine langfristig angelegte Umsetzung durch die emanzipative Perspektivität von Design zu wählen.

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