[2.3.3]
Zum Hauptkriterium der »virtuellen Inszenierung«
bezüglich der imaginativen Qualität
Der Bezug zur Welt unter der imaginativen Qualität der ästhetischen Erfahrung
ist durch das Hauptkriterium der virtuellen Inszenierung zu kennzeichnen. Die
ästhetische Qualität der Interaktionen mit der Welt wird nicht am konkreten Sosein der
Dinge festgemacht und auch nicht am Zustandekommen einer lebendig scheinenden
Nähe; vielmehr werden neue Möglichkeiten der Interaktion ausprobiert und alternative
Dinge und Welten kreiert. Die Welt wird als virtuelle Inszenierung aufgefaßt, die dem
Erfahrungsprozeß entspechend zu verändern, neu zu arrangieren, in
unterschiedlichster Weise zu entfalten ist und nicht als feste Größe akzepziert. Das Potential für
Interaktionen erscheint dann beinahe unendlich, obwohl die eigentliche Bedeutung
der Dinge genauso bewußt bleibt. Jedoch liegt der Reiz der ästhetischen Erfahrung
gerade darin, die Dinge und die Welt ungeachtet ihrer zweckvollen Ordnung immer wieder
neu zu inszenieren und zu ordnen.
Menschen mit einem Selbstkonzept innerhalb dem der Weltbezug und die
imaginative Qualität dominiert, räumen beispielsweise ihre Wohnung öfters um,
verändern sonstwie ihr Umfeld oder ihre gedanklichen Fixierungen und sind erfinderisch.
Nicht alle Personen mit dieser Neigung können Künstler oder Designer werden. Zudem
entwerfen diese Berufsgruppen die Welt nicht aus beliebiger Lust und Laune heraus
ständig neu. Ihre Professionalität erfordert in hohem Maße Ernsthaftigkeit und
Verantwortung, so daß für bewußtes ästhetisches Vergnügen beim Tun wenig Raum bleibt.
Ihre Aufgabe ist es, für anderen Menschen, die sich selbst durch Interaktivität in der
Welt definieren und diese Erfahrung zur Entfaltung von Lebensqualität benötigen,
Angebote für die Gestaltung ihres Lebenskontexts zu entwerfen, die das flexible
Interagieren erleichten und zu virtuellen Inszenierungen anregen. Die prospektive
Aktualität sollte daraufhin konzipiert sein, Veränderungen zuzulassen und zu erleichtern.
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