[2.3.3]
Beispiel für die prospektive Aktualität von Design
Ein Mal- und Tagebuch für Kinder von
Keith Haring enthält einige Bilder und
Erzählelemente sowie Anhaltspunkte, Anregungen und viel freien Raum zum Ausgestalten.
Dadurch wird eine Möglichkeit der Inszenierung gezeigt, die Angst vor dem großen, weißen Blatt
genommen und gleichzeitig die interaktive Entwicklung eigener Szenarien erleichtert.
Vielleicht entwickeln einige Kinder daraufhin eigenständig weitere Bücher.
Während viele Möbelhersteller Kinderzimmer für Kleinkinder mit reichlich
Spielmöglichkeiten anbieten, gibt es für Jugendliche in dieser wichtigen Entwicklungs- und
Veränderungsphase kaum Möbel, die dem Hauptkriterium der virtuellen Inszenierung entsprechend
für alternative Interaktionen geeignet sind.
Von dem Wunsch, sich selbst durch die Interaktion mit der Welt immer wieder
anders zu erleben, profitiert die Mode. Einkaufszentren oder Kaufhäuser arrangieren ihre
Ware immer wieder anders, dekorieren die Schaufenster um, bieten besonderer Ereignisse an,
damit sich der Kunden bei jedem Besuch als Akteur in einer
neuen virtuellen Inszenierung fühlt.
Die prospektive Aktualität kommt nur zur Geltung, wenn Nutzer oder Rezipienten
aktiv die vorausschauend auf die Zukunft gerichteten, gezielt angelegten Möglichkeiten
entfalten. Vielfach wünschen sich die Nutzer zwar eine virtuelle Inszenierbarkeit, aber sie
sind später nicht entsprechend aktiv. Viele Produkte wie Kameras, Computer oder
Hifi-Anlagen sind technisch überfrachtet, weil sie auf alle Eventualitäten hin angelegt sind und
werden nie über die normale Beanspruchung hinaus eingesetzt.
In Städten werden Bewohnern und Gästen phasenweise durch künstlerische
Themenschwerpunkte oder Park- und Gartengestaltung, Straßenfeste usw. Inszenierungen
geboten, die den Bewohnern ihre städtische Umgebung auf neue Weise erfahrbar machten. Die
Bewohner erhalten dadurch die Anregung, sich über die normalerweise im Alltäglichen
verborgenen Möglichkeiten des städtischen Lebens bewußt zu bleiben.
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