[3.3.1.3]
Zum Kriterium des »Entspannbarkeit«
bezüglich der somatischen Tendenz
Wird eine motivierte Aktivität zu schnell durch prompte Zielerfüllung
beendet, bleibt erstens keine Zeit, das wiederhergestellte Gleichgewicht qualitativ zu
werten und wirkliche Befriedigung zu empfinden, zweitens gibt es keine Möglichkeit
zur individuellen Regulierung der weiteren Aktivität. Für die Qualität einer
Erfahrung unter dem Schwerpunkt der Motivation bezüglich der somatischen Tendenz ist
daher das Kriterium der Entspannbarkeit im Zusammenhang mit deren individuell
dosierbarer Herbeiführung zu beachten.
Aktuelle Forschungen der Medizinerin
Linda Bartoshuk zur Geschmackssensibilität im Vergleich zur Häufigkeit der
Geschmacksknospen auf der Zunge legen nahe,
daß etwa ein Viertel der Menschen Superschmecker, ebensoviele Schlechtschmecker
und der Rest Normalschmecker sind. Um den Hunger nach Sahnetorte zu befriedigen und
die Entspannung der somatischen Tendenz zu erreichen, müssen die
Schlechtschmecker mehr Torte essen als die Superschmecker und tatsächlich bestätigte sich die
Vermutung, daß Schlechtschmecker im Durchschnitt korpulenter sind. Das
unbewußte Ziel, welches der Prozeß der Motivation anstrebt zum Beispiel eine Sättigung
bei Hunger wird durch langsames, dosiertes und geschmacksprüfendes Eßverhalten
nachhaltiger erfüllt als durch hastiges Schlingen.
Diese Trägheit des somatischen Spannungsabbaus ist kommerziell ausnutzbar.
Beispielsweise indem bei den kleinen Jahrmarktsattraktionen zunächst der Tendenz
nach körperlichem Erleben entsprochen wird, die Fahrzeiten aber so kurz eingestellt
sind, daß eine Fahrt meist nicht ausreicht, um eine befriedigende Spannungslösung zu
erreichen. Wenn es nicht gelingt, dem körperlichen Rhythmus von Anspannung und
Entspannung durch individuell dosierbare und regulierbare Aktivität zu
entsprechen, kann die somatische Tendenz sich zu drängendem Suchtverhalten entwickeln.
Auch Aggressivität kann aus dem unbefriedigten Drang nach individuell bemessener
körperlicher Aktivität und dem unerfüllten Kriterium der Entspannbarkeit
entstehen. Daher sind durch das sensitive Potential Gelegenheiten anzubieten, die es
erlauben, eine auf die somatische Tendenz bezogene Motivation beispielsweise im
sportlichen Kräftemessen auszuleben sowie dosiert und regulativ zu gestalten, damit
nachhaltige Entspannung eintreten kann.
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