[4.3.3.1]
Zum Kriterium der »Distanziertheit«
bezüglich der hierarchischen Struktur
An Systemen mit hierarchischer Struktur kann nur derjenige partizipieren, der
sich in seine Rolle fügt und ständig Leistungsfähigkeit demonstriert. Die
Vorhersehbarkeit seines Aufstiegs und die Entlastung von Eigenverantwortung durch die Vorgaben
des Systems belohnt in gewisser Weise diese Anstrengungen. Die Orientierung an der
hierarchischen Struktur aufzugeben, bedeutet, diese Vorteile der Sicherheit für die
Zukunft und der Abgabe von Verantwortung zu verlieren. An der hierarchischen
Struktur Orientierte, beziehen auch ihre persönliche Stärke aus der Beteiligung an dem
sozialen System. Sie wissen, daß sie ab einem bestimmten Punkt ihre durch das System
gegebenen Privilegien teilen müßten, falls die Zahl der Beteiligten zu groß würde.
Deshalb ist ihre kooperative Verbundenheit durch eine vorsichtige Distanziertheit geprägt.
Jeder möchte seine erreichte Position sowohl gegenüber anderen Beteiligten, als
auch gegenüber eventuell neu Hinzukommenden halten und verbessern.
Durch diese Distanziertheit, die beispielsweise im Zurückhalten wichtiger
Informationen und mangelnder Kooperation im Arbeitsprozeß offensichtlich werden kann,
leisten die Beteiligten indirekt einer zunehmenden Erstarrung des Systems Vorschub.
Im Interesse des Erhalts eines hierarchischen Systems muß solch eigennützigen
Bestrebungen mancher Beteiligter wiederum von anderen entgegengewirkt werden.
Von dem distinktiven Potential von Design wird bezüglich dem Kriterium der
Distanziertheit erwartet, daß es Angebote bereit hält, welche geeignet sind, dem
Distanzgefühl gegenüber anderen, nicht dem eigenen Niveau entsprechenden oder
als Konkurrenten empfundenen Mitbeteiligten Ausdruck zu geben.
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