[4.3.1.3]
Zum Kriterium der »Reibungslosigkeit«
bezüglich der integrativen Struktur
Zur integrativen Struktur paßt die Überzeugung, daß sie sich aus sich selbst
heraus weiterentwickelt. Im Vertrauen auf die Logik der Natur wird angenommen, daß
alles, einer inneren Zielrichtung folgend zweckmäßig, sich Schritt für Schritt
verbessernd weiterwächst. Das höchste Qualitätskriterium der integrativen Struktur ist
die Reibungslosigkeit, das zweckmäßige, harmonische Ineinandergreifen aller
Einzelfunktionen. Eine bestimmte Auffassung von Bionik, der Kombination aus Technik und
Biologie, vergleicht systematisch technische mit biologischer Zweckmäßigkeit. Häufig
belegt das Ergebnis die Überlegenheit der Natur. In der Natur scheint alles aufs
beste, ohne überflüssige Details, zweckmäßig organisiert zu sein. Laut diesem Modell
entfalten sich die immanenten, teleologischen Anlagen der Natur von selbst. Der
Mensch braucht sich nur einzufügen und sollte keine Veränderungen vornehmen. Hier wird die
zu der integrativen Struktur passende mythische Auffassung einer zweckvollen
und zielstrebigen Eigendynamik des Weltgeschehens mit dem Wunsch nach der
Sinnhaftigkeit dieses Geschehens für die Menschheit kritiklos vermischt. Fälle in denen
offensichtlich unzweckmäßige Formen entwickelt wurden wie Untersuchungen von
Vogelarten oder Fischen beweisen, bleiben ausgeklammert oder werden als
Fehlentwicklungen abgewertet.
Dem Kriterium der Reibungslosigkeit in der integrativen Struktur entspricht
das kollektive Potential von Design, das von dem natürlichen Ineinandergreifen von
Individualität und sozialem Miteinander ausgeht. Für alle Menschen, da sie von
gleicher Natur sind, gelten die gleichen ästhetischen Kriterien. Alles Zweckmäßige und
reibungslos Funktionierende ist gleichzeitig gut, einfach und schön.
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